Digitales Bonn: Wirtschaft und Stadtgesellschaft vernetzen #digitalesbonn

Johannes und ich haben unsere Firma nicht umsonst Bonn.digital genannt. Nach einigen Jahren, die wir nun über 800 Blogs gesammelt und Lokalportale gegründet haben, indem wir uns über Twitter, Youtube und jetzt Snapchat mit anderen Menschen aus der Stadt vernetzt haben, die lokale Community bei BarCamps getroffen und zusammengebracht haben und zu vielen digitalen Stammtischen und Meetups gingen: uns ist schon lange klar, dass Bonn eine digitale Stadt ist, leider war und ist sie sich dessen selbst bisher nicht bewusst. Bonns digitale Stärke im Vergleich zu Köln, Düsseldorf, München und Berlin ist die vernetzte Stadtgesellschaft.

Verschlungene Wege einer Pressemitteilung

Am Wochenende gab es nun eine Pressemitteilung der Stadt Bonn (von der ich zuerst via Twitter erfahren habe, aber nicht über den Twitter-Account der Stadt Bonn selbst):

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„Bundesstadt Bonn will sich als Standort für digitale Innovation weiterentwickeln“

http://www.bonn.de/rat_verwaltung_buergerdienste/presseportal/pressemitteilungen/30226/index.html

Grundsätzlich denke ich einfach nur: Endlich! Klar, schon 2015 war das Thema Digitalisierung auf fast jeder Konferenz und in jedem Bereich anzutreffen. Über 25 Jahre nach Einführung des WorldWideWebs scheint jetzt etwas in Bewegung zu geraten. Auch wir selbst merken ja, dass der Bedarf an Social-Media-Beratung angesprungen ist, weil jetzt so langsam auch kleine und mittelständische Betriebe verstehen, dass sie von der Digitalisierung (in unserem Fall von guter Online-Kommunikation und -Interaktion), in vielerlei Hinsicht profitieren können. Wir beobachten aber auch, dass größere Organisationen sich fast immer extrem schwer tun beim digitalen Wandel. Klar, große Tanker dreht man nicht eben um.

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Logisch ist dann auch, wer den digitalen Wandel vorantreibt. Es sind einzelne Menschen in der Stadtgesellschaft, die sich bei Stammtischen, bei BarCamps und ja auch online vernetzen, Wissen tauschen, gemeinsam Projekte starten, Startups gründen und dann im Netzwerk und mit der Community auf Augenhöhe arbeiten und wachsen. Für eine Stadt wie Bonn sind DHL Deutsche Post, Deutsche Telekom und die anderen großen Mittelständler extrem wichtig. Aber sind sie die alleinigen Innovationstreiber? Es gibt einzelne MitarbeiterInnen, die vorausschauend sind, sich aber die wenigen Freiräume erkämpfen müssen. Nur wenn sie diese Freiräume vertrauensvoll bekommen, können sie das ganze Unternehmen digital voranbringen. Und dass diese Mitarbeiter in Bonn wohnen, leben, arbeiten, ihre Kinder großziehen, das alles muss bei der Digitalisierung einer Stadt mitgedacht werden.

Und ebenfalls logisch: Die Netzwerk-Communities ticken anders als hierarchisch durchstrukturierte Unternehmen. Das merkt die Stadt Bonn gerade am Beispiel der Freifunker: Freifunk ist kein Internetprovider, dem man einfach so Geld geben kann, damit das Internet aus der Leitung tropft. In Bonn sind die Freifunker nicht mal ein Verein. Es sind einfach nur Menschen, die sich treffen, Experten in ihrem Gebiet sind und aus Neugier, Freude, Altruismus, oder „weil es geht“ die Stadt vernetzen, Flüchtlingsheime aus der eigenen Tasche mit WLAN versorgen, ganze Konferenzen wie die FrOScon ins Netz wuppen und nebenbei einen selbstgewählten Bildungsauftrag umsetzen.So arbeiten Netzwerke: am besten bringt man analog und digital lokal in Einklang.

Apropos Bildungsauftrag: Die Unternehmen brauchen auch in 10 Jahren noch EntwicklerInenn, Online-Kommunikatoren, WebDesignerInnen und Co., noch mehr als heute. Heute ist diese Generation im Kindergarten, in den Schulen, vielleicht schon an den Unis. Und da fehlt sogar das Geld für die Toiletten. iPads ohne Konzept an die SchülerInnen zu geben ist auch keine Lösung. Digitale Firmen wissen jetzt schon, wie schwer es ist, überhaupt Entwickler zu finden. Und da denken wir nicht weiter?

Es ist einfach nur richtig und wichtig, dass die Führungskräfte der Stadt sich zusammentun und das Thema „Digitalisierung in Bonn“ zur Chefsache machen. Aber ist es genau so wichtig, dass es einen Schulterschluss zwischen den lokalen digitalen Communities und den großen Organisationen gibt, um die Vision einer vernetzten Stadtgesellschaft umzusetzen.

Konstruktiv gemeinte Kritik

Ich bin ganz hoffnungsvoll, dass wir dass gemeinsam schaffen können. Trotzdem gibt es jetzt schon drei Kritikpunkte, die ich hervorheben möchte:

  • Im Advisory Board ist keine einzige Frau. Congrats, you have an all male panel. Das ist mir einfach nur peinlich, denn es gibt mehr als genug Frauen in Bonn, die mehr Ahnung von Digitialsierung haben, als das gesamte Panel zusammen.
  • Johannes schrieb bei Facebook: „Schön zu sehen, dass da nicht nur alte Honoratioren vertreten sind, sondern auch junge Startups, die Bonn _wirklich_ digital machen. Nicht. (Nein, ich meine nicht unbedingt uns und ja, Frank Thelen lasse ich noch so halb gelten.)“

  • Die Digitalisierung wird nicht für alle in Bonn gemacht, sondern für die lokale Wirtschaft. Dabei geht das Potential einer vernetzten Stadtgesellschaft weit über Arbeitsplätze in Konzernen hinaus: es geht um Partizipation, um Inklusion, um Integration, um Bildung, um Lebensqualität und um nicht weniger als die Zukunft unserer Gesellschaft. Dieser Weitblick scheint dem Panel bisher zu fehlen, dass sich aufs Geldverdienen und Arbeitsplätze schaffen zu konzentrieren scheint. Digitalisierung ist mehr als Wirtschaft.
  • Eine Kleinigkeit angesichts des vorherigen Punkts, der aber trotzdem vieles sagt: es gibt keinen Hashtag, geschweige denn Social-Media-Accounts (vielleicht kommt das noch). Dabei wäre doch #digitalesbonn perfekt geeignet um sich quer über die Netzwerke zum Thema auszutauschen! Aber vielleicht ist Dialog auch gar nicht so erwünscht?

Kritisieren können viele, auch sich an Großkonzernen und der Politik abarbeiten und blind Forderungen aufstellen: man müsste, man sollte. Wenn die Kassen leer sind, kann man viele Forderung enttäuscht stellen; es hilft aber nur, wenn man es anpackt und gute Geschäftsmodelle ersinnt, die einen Bedarf erfüllen. Darauf wies uns auch Stefan Haas in der netzökomischen Käsekuchenrunde mit Gunnar Sohn, Ralph Grundmann (Coworking Bonn) und uns hin.  Viele weitere Punkte wurden gemeinsam mit der Online-Community im Livestream diskutiert.

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Wo kann die Stadt die lokale Community unterstützen?

Diese Kritik soll konstruktiv sein und dem Gremium dabei helfen, Bonn zu einer lebenswerteren und digitaleren Stadt zu machen. Bonn ist schon digital und viele in Bonn arbeiten daran, dass sie jeden Tag noch ein bisschen digitaler wird. Aber sie selbst ist sich dessen nicht bewusst.

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Hier nur eine enge Auswahl an Ideen und Projekten, die bereits in Bonn laufen, um mal zu verdeutlichen, wo die Stadt Bonn digitale Projekte unterstützen könnte. Meistens fehlt es an konkreten Freiräumen (also echte Räume) und an Wahrnehmung der bestehenden Projekte. Von finanzieller Unterstützung redet ja noch keiner, auch wenn hier tatsächlich Ideen für neue Startups entstehen, die morgen den Mittelstand darstellen. Das wollen wir gerne ändern, aber es ist schade, wenn es nur am privaten Engagement von wenigen hängen bleibt.

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Konkrete Ideen

Darüber hinaus haben wir viele Ideen, die wir mangels Zeit, Geld und Wissen nicht allein und sofort umsetzen können. Wir wollen damit auch nicht bis zum Herbst auf „generische Strategien“ warten, sondern brauchen konkrete Unterstützung. Hier noch zwei Beispiele:

  • Eine unserer nächsten Ideen ist ein lokales Crowdfunding-Portal (gemeinsam mit Startnext, Betterplace und Co.), damit mehr lokale Projekte sich finanzieren können (und sichtbarer werden, denn Kommunikation wird beim Crowdfunding oft unterschätzt). Den ersten Grundstein dafür haben wir gelegt, wir brauchen noch Hilfe bei der Programmierung des ganzen Portals: am liebsten wäre mir ein OpenSource-Wordpress-Plugin für die APIs der anderen Anbieter.
  • Daneben unterstützen wir Sandra Prüfer beim Aufbau eines lokalen mehrsprachigen Portals, dass die Kommunikation zwischen Noch-Flüchtlingen und Schon-Bürgern erleichtert, so dass die Grenzen zwischen den Gruppen bald verschwimmen können. Der Arbeitstitel ist Bonnections.de, und auch ein Buch-Club gehört zu den Ideen von Rami, der aus Syrien bis nach Bonn geflohen ist.
  • Warum nicht die Bibliotheken weiterentwickeln? Dottendorf und der Verein KultimO haben mit vielen Ehrenamtlichen einen bitteren Kampf um das Fortbestehen der Bibliothek geführt. Ich hoffe, dass diese Ehrenamtlichen in Zukunft keine Steine mehr in den Weg gelegt bekommen, denn sie sind bereit ihre Zeit und ihr Engagement zu investieren, um die Stadtteilbibliotheken zu erhalten und weiterzuentwickeln. Könnte in Dottendorf nicht ein Makerspace mit angeschlossener Bibliothek entstehen? Alles was es braucht: Verständnis für den Begriff „Makerspace“ und ein Ja. Dann kann es passieren.

Ideen gibt es viele und wir wollen uns auch nicht verzetteln. Aber so werden wir auch weitermachen: zuhören, was die Community braucht und dann gemeinsam im Netzwerk an den Projekten und der Vision für ein digitales Bonn arbeiten. Wir sind auch offen für Kritik und Feedback, und wir freuen uns auf Kommentare und Eure Sicht der Dinge.

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