DSGVO-Milliardenstrafe für Facebook – The end of Social Media as we know it?

Am 22. Mai 2023 wurde bekannt, dass Meta (besser bekannt als Facebook) durch die irische Datenschutzbehörde zu einer Strafe von 1,2 Milliarden Euro verurteilt wurde. Denn Meta hat Daten von EU-Bürgern in die USA übertragen. Was bedeutet das für die europäische Wirtschaft, für Social Media und für uns als Agentur?

Datentransfer und Datenschutz

Jeden Tag werden unfassbare Datenmengen zwischen den USA und Europa hin- und hergeschickt: Viele Cloud-Anbieter haben ihren Sitz und ihre Rechenzentren in den USA. So gut wie alle Unternehmen, Organisationen und Privatpersonen in Europa nutzen Google, Amazon, Microsoft und Apple. Und auch fast alle sozialen Netzwerke sind US-basiert. Seit 2015 gibt es die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO). Die regelt, wie personenbezogene Daten in Europa verarbeitet werden dürfen.

Das Urteil zeigt: es gibt aktuell keine einfache Möglichkeit, personenbezogene Daten von Europäer*innen DSGVO-konform in den USA zu verarbeiten. Die gerne genutzten “Standardvertragsklauseln” sind bisher durch Max Schrems und der Organisation nyob vor europäischen Gerichten gekippt worden. In den seltensten Fällen können alle Daten vor der Übertragung so verschlüsselt werden, so dass sie vor dem Zugriff der Geheimdienste wirklich sicher sind. Aktuell finden neue Verhandlungen zwischen der EU und den USA statt. Wenn dieses neue Abkommen vor Gericht stand hält, wird es mehr Rechtssicherheit für die Unternehmen geben. Voraussetzung ist, dass europäische Persönlichkeitsrechte auch in den USA geachtet werden. Wenn nicht, wird das in der langfristigen Konsequenz einen Paradigmenwechsel mit sich bringen, der die europäische Wirtschaft verändern wird – vor allem im Marketing und in der Kommunikation, die meistens über US-Plattformen läuft.

Das Urteil gegen Facebook deutet schon an, was für ein digitaler Datenschutz-Tsunami sich aufbaut, wenn die USA und Europa sich nicht einigen können. Doch das letzte Wort ist noch lange nicht gesprochen. Und an der Stelle muss auch gesagt sein: Wir sind keine Rechtsberater, aber wollen uns doch mit dem Thema auseinander setzen und Alternativen aufzeigen. Darum freuen wir uns über eure Hinweise, falls etwas nicht korrekt dargestellt sein sollte.

Die DSGVO schlägt zurück: Wenn der Datenaustausch zwischen EU und USA nicht mehr möglich ist

Wenn europäische Unternehmen und Regierungen keine personenbezogene Daten mehr in die USA übertragen dürften, wäre das einerseits ein unfassbares Wirtschaftsförderungsprogramm für alle Unternehmen, die ihre Dienste auf europäischen Servern mit europäischem Datenschutzstandard anbieten. Es gibt für fast alle US-Dienste auch Alternativen in Europa, die aber bisher im Wettbewerb gegen die großen US-Dienste so gut wie keine Chance hatten.

Wenn man weiter denkt, folgen einige Fragen, auf die neue Antworten gegeben werden müssen: Welches Betriebssystem darf man noch nutzen? Ist personalisierte Werbung noch möglich? Welchen europäischen Cloud-Anbieter haben wir, der mithalten kann, wenn europäische Startups global skalieren wollen? Und was ist mit den Unternehmen, die sich bisher erfolgreich auf Microsoft, Apple und Google verlassen haben und ihre Geschäftsmodelle darauf aufgebaut haben? Wird eine Abmahn- oder Strafwelle wegen Datenschutzvergehen umgehen? Und wird die Wirtschaft darunter leiden, dass wir keine Social- und Search-Ads mehr schalten dürfen?

DSGVO und Social Media: Wie geht’s weiter?

Als Agentur betreffen uns vor allem die Auswirkungen auf die sozialen Medien. Wie wir mit Bonn.social, Bonn.pics, Bonn.video und Co. bereits jetzt Alternativen im Fediverse anbieten, die unabhängig von US-amerikanischen Lösungen sind, könnt ihr hier nachlesen. Doch es bleibt die Frage offen, ob die Menschen in Europa bereit sind zu “Kunden” der sozialen Netzwerke zu werden und diese zu bezahlen, statt mit ihrer Aufmerksamkeit und den Daten das “Produkt” der Werbeunternehmen zu bleiben. Darüber hinaus müssten Unternehmen in der Welt der meist werbefreien sozialen Medien neue Wege für datenschutzkonformes Marketing finden.

Unser Social-Media-Weg war schon immer “Community first”: Wir wollen mit Unternehmen und Organisationen die Kommunikation mit ihren Interaktionsgruppen verbessern und eine echte Community aufbauen. Follower, die dem Unternehmen zugewandt sind, die Produkte weiterempfehlen und wertvolles Feedback geben. Die Zeit des uneingeschränkten Datensammelns für Targeted Ads und Perfomance Marketing geht vielleicht dem Ende zu. Zumindest dann, wenn sie auf US-Servern stattfindet und die Persönlichkeitsrechte der Menschen in Europa und weltweit nicht respektiert. Aber wie alle Aussagen über die Zukunft, können wir auch nicht wissen, wie sich die Welt tatsächlich verändern wird. Darum wollen wir sie selbst so gestalten, wie wir uns soziale Medien eigentlich gewünscht haben.

Über den Social-Media-Tellerrand schauen

Wir verfolgen die Entwicklungen weiter und sind dabei nicht passiv. Wir freuen uns, wenn wir euch die Alternativen des Fediverse zeigen und erklären dürften. Und natürlich hoffen wir, dass es tragfähige Geschäftsmodelle für uns als Agentur und für unsere Kunden im Fediverse geben wird. Insofern nutzt gerne die Möglichkeit unter https://bonn.digital/unterstuetzen, damit wir die Angebote im Fediverse für euch ausbauen können.

Titelbild: mit der App DiffusionBee und StableDiffusion-KI erstellt

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