Verschiedene Generationen nutzen Social Media auf ihre ganz eigene Weise. Wie Jugendliche in Sachen Social Media ticken, durfte Bonn.digital bei der Hochschulmesse Bonn und vom Praktikanten Robin erfahren.
Hallo zusammen, mein Name ist Robin und ich bin stolz, Bonn.digital seit Februar als neuer Praktikant für drei Monate unterstützen zu dürfen. Dieser Blog-Artikel soll Euch ein paar Tipps mit auf den Weg geben, wie meine Generation tickt.
Sascha war am 30. Januar auf der Hochschulmesse Bonn und konnte dort die Kommunikation von Jugendlichen beobachten. Zu dem Thema habe ich mit ihm ein kleines Interview geführt. Anschließend gibt es noch ein paar Anregungen, wie meine Generation am besten zu erreichen ist.
Die Bonner Hochschulmesse und versäumte Chancen der Kommunikation
Hey, Sascha, Du warst am Dienstag auf der Hochschulmesse. Kannst Du von Deinen Erfahrungen berichten, wie dort kommuniziert wurde?
Wir haben in Kooperation mit der Agentur für Arbeit Bonn einen Artikel bei Bundesstadt.com veröffentlicht, um die Hochschulmesse bei den Schulabsolventen sichtbarer zu machen. Darum wollte ich wissen, wie die Jugendlichen vor Ort Social Media nutzen und wie man diese am besten erreichen kann. Wir haben den Artikel selbst bei Facebook beworben um zusätzliche Teilnehmer in genau dieser Zielgruppe aus der Region zu gewinnen. Aber im persönlichen Gespräch stellte sich raus, dass die Jugendliche vor allem in den Schulen durch Flyer informiert wurden. Die Anzeige wurde zwar oft gesehen, aber der Artikel nicht so oft angeklickt.
Eine Studentin verriet mir auch, dass man es wie die “Clubs” machen müsse. Man solle ein Event bei Facebook anlegen und dieses dann so bewerben, dass die Zielgruppen ihre Freunde einladen. Darüber hinaus kann man auch Instagram-Anzeigen schalten, natürlich mit schönen Fotos. Für die Information über Studiengänge oder das Angebot selbst wäre auch eine WhatsApp-Beratung gefragt gewesen, insbesondere um sich bei den Hochschulen zu informieren. Eine solche Beratung wurde nirgendwo beworben.
https://www.instagram.com/p/BP7kY5AFMwy/?taken-by=sascha_foerster
Und was kannst Du Hochschulen für Tipps geben, wie sie meine Generation am besten erreichen können?
Ich habe nur an einem einzigen Stand einen QR-Code gesehen, ansonsten spiegelten die Messestände kaum wieder, wie ich mit den Hochschulen in Kontakt bleiben kann, wenn die Messe vorbei ist. Es gab keinen Hashtag für die Veranstaltung, unter der ich die Hochschul-Accounts aktiv finden könnte. Ich habe keine Flyer mit den Social-Media-Accounts gesehen, die man den Schülern mitgibt, um weiter in Dialog zu bleiben, falls einem zu Hause Fragen einfallen. Via Instagram wurde ich auf eine Hochschule hingewiesen, die WhatsApp-Beratung anbietet, die war aber nicht vor Ort. Bei einer Hochschule wurde das aus Datenschutzgründen untersagt, wie mir auf persönliche Nachfrage verraten wurde. Das alles sind vertane Chancen mit den Schülern und Studieninteressierten in Kontakt zu kommen und vor allem, nach dem Event in Kontakt zu bleiben, um ihnen bei der Studienberatung wirklich weiterzuhelfen. Warum gibt es nicht YouTube-Videos, wo die Studiengänge noch mal im Detail vorgestellt werden, am besten von den Professoren selbst? Oder von den gut besuchten Vorträgen? Die digitale Kommunikation und der persönliche Kontakt sollte man bei solchen Veranstaltungen immer zusammen denken.
Wie erklärst Du Dir, dass es keinerlei solcher Angebote gab? Ist Social Media vielleicht eine Frage des Alters?
Scheinbar tun sich die Kommunikationsabteilungen in den Universitäten oft schwer Social Media mit all seinen Möglichkeiten zu nutzen: von der Anwerbung der Studierenden bis hin zur Alumni-Arbeit; von der Förderung junger Forscher bis hin zur Wissenschaftskommunikation, es gibt so viele Gebiete, wo Social Media sinnvoll sein kann. Wenn man an den Hochschulen Crowdfunding zur Finanzierung von Forschungsprojekten vorschlägt, bekommt man oft fragende Gesichter zu sehen. Aber Social Media ist keine Frage des Alters, sondern der Bereitschaft Neues kennen zu lernen, auszuprobieren und die Ressourcen und Freiräume dafür zu schaffen. Es braucht den Forschergeist! Und wer sich selbst da nicht mehr einarbeiten möchte, der soll sich Rat und Unterstützung holen.
Vielen Dank, Sascha, für das Interview.
Tipps und Anregungen vom Prakti
Im Folgenden gehe ich auf das Gesagte ein und gebe noch ein paar Tipps, wie nicht nur Hochschulen Jugendliche in meinem Alter erreichen können.
Facebook sollte mittlerweile auch der letzten Person bekannt sein. So kommt es, dass auch die meisten Eltern, wenn nicht sogar Großeltern, das Soziale Netzwerk nutzen. Für viele Jugendliche ist das ein Grund, sich von dem Sozialen Netzwerk abzuwenden und trendigere Plattformen zu nutzen. Trotzdem verwenden Facebook immer noch unzählige Jugendliche. Wenn es beispielsweise um ein lokales Event geht, erweist sich der Tipp, den Sascha von einer Studentin erhalten hat, als sehr nützlich. Möchte man eine größere Reichweite auf eine originelle Art erzielen, eignet sich am besten eine virale Kampagne (Achtung! Leichter gesagt, als getan). Oder wenn’s etwas einfacher gehen soll, reicht es auch auf einen viralen Trend aufzuspringen. Wenn es an Kreativität fehlt, dafür das Geld etwas lockerer sitzt, kann man mit gesponserten Post eine große Reichweite in der gewünschten Zielgruppe erzielen.
https://www.facebook.com/AuswaertigesAmt/posts/993823484048155
Was immer gut ankommt: Ehrlichkeit und Lockerheit.
Gleiches gilt auch für Instagram. Hier werden gesponserte Post gefühlt noch unauffälliger in den Feed des Benutzers eingebunden. So kann speziell für Instagram aufbereiteter Content schnell zu einem Follow oder Like führen. Und sollte das Marketingbudget mal etwas geringer sein, kann man verhältnismäßig leicht mit den Nutzern interagieren. Zum Beispiel kann man Likes an Bilder mit einem passenden Hashtag verteilen (Beispiel Hochschulmesse: #Abitur). Um seine schon gewonnen Follower neben den normalen Posts mit weiteren Content zu versorgen, eignen sich die erst vor kurzem eingeführten Instagram Stories. Diese funktionieren im Prinzip genau wie die Stories bei Snapchat, haben aber den Vorteil, dass die Nutzer nicht erst auf den Snapchat-Account weitergeleitet werden müssen.
https://www.facebook.com/weilwirdichlieben/photos/a.755913324503852.1073741828.736688719759646/1051113954983786/?type=3&theater
Manchmal reicht auch ein ansprechendes Bild und ein umgedichteter Text von Max Herre.
Snapchat
Gelingt dies trotzdem, wirkt Snapchat, meiner Meinung nach, noch etwas persönlicher als die Instagram Stories. Einfach aus dem Grund, da die meisten Jugendlichen auf Snapchat nur Ihre Freunde, eventuell ein paar Influencer, aber kaum Brands hinzugefügt haben. Die von Sascha angesprochenen QR-Codes würde ich übrigens durch Snapcodes ersetzen oder wenigstens ergänzen. Diese führen zwar „nur“ dazu, dass der jeweilige Snapchat-Account als Freund hinzugefügt wird, dafür weiß wenigstens jeder etwas damit anzufangen. Problem: Damit das ganze etwas bringt, muss Snapchat regelmäßig mit Input gefüttert werden und übersichtlich kommunizieren lässt sich auch nicht.
Twitter und Blogs
Twitter ist als alter Hase unter Jugendlichen auch nicht mehr so beliebt wie es vielleicht früher einmal war. Andere Netzwerke bieten gleiche und weitere Funktionen. Meiner Erfahrung nach gibt es auch kaum Jugendliche, die aktiv Blogs verfolgen. Viel beliebter sind Vlogs, also Video-Blogs.
Influencer
Mit Vlogs, Snapchat-, Instagram und Twitter-Inhalten erreichen Influencer je nach Größe riesige Reichweiten. Als Influencer gelten schon Personen ab ca. 1000 Follower, die, wie der Name schon sagt, andere Personen beeinflussen. Das Phänomen ist natürlich nicht neu. Früher waren es Film- und TV-Stars, heute Idole, die, nur mit Handy oder Videokamera bewaffnet, weit authentischer wirken. Bei den ganz Großen der Szene kann eine Kooperation natürlich schnell sehr teuer werden. Zum Glück gibt es auch massenhaft kleinere Influencer, mit denen eine Kooperation schon einfacher ist, zum Beispiel Bonner Blogger!
Fazit
Am Ende kommt es immer ganz auf das Produkt, die Veranstaltung oder die Marke an. Pauschal lässt sich kein perfekter Ansatz definieren, Jugendliche zu erreichen. Man muss genau abwägen, was man mit dem Einsatz von Social Media bezwecken möchte. Anhand dieser Zielsetzung, sollte man dann die Kanäle bestimmen, die zum Einsatz kommen.
2 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort
Viele gute Ideen, wie man Jugendliche per Social Media erreichen kann! Danke für das Interview und die Ergänzungen von Robin! Ich war neulich auf dem Hochschulbarcamp in Essen und kann eure Einschätzungen bestätigen: WhatsApp und Snapchat sind wichtig, auch wenn es so genannte „geschlossene Räume“ sind und es für Hochschulen schwierig ist, dort zu interagieren. Video, vor allem Livestream, und das Thema Influencer Marketing sollten die Hochschulen im Blick behalten. Weitere Tipps findet ihr bei Interesse in meinem Rückblick auf das Barcamp: http://susannegeu.de/hochschulbarcamp-soziale-medien-im-hochschulkontext/. Viele Grüße aus Berlin! Susanne
Guter Artikel.
Mit den ganzen Wahlen überall ist es auch interessant zu sehen wie leicht Jugendliche sich beeinflussen lassen, ohne Hintergründe und Konsequenzen zu verstehen.
Irgendwie sind die traditionellen Nachrichtenportale in deren Recherchen doch besser als irgendwelche Meinungen auf Snapchat.